Günstigere Arzneimittel für Menschen mit München-Pass
Wenn das verstauchte Gelenk schmerzt, Magen-Darm-Beschwerden beginnen oder die Allergie einen plagt, können Medikamente Linderung verschaffen. Doch in der Regel sind Arzneimittel der Selbstmedikation nicht Teil des Leistungskatalogs der gesetzlichen Krankenkassen und werden damit nicht erstattet. Für Menschen, die beispielsweise auf Arbeitslosengeld angewiesen sind oder von der Grundsicherung leben, können die anfallenden Kosten für nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen. Deshalb ist jetzt das Projekt Medikamentenhilfe München ins Leben gerufen worden. „Menschen, die krank sind, müssen Zugang zu den Arzneimitteln haben, die sie brauchen. Die Medikamentenhilfe München leistet hier einen entscheidenden Beitrag. Gleichzeitig weist sie durch die Beteiligung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns und dem notwendigen Besuch einer Arztpraxis die oft zu schnelle Selbstmedikation in ihre Schranken. Es ist äußert erfreulich, das die Medikamentenhilfe München mit ihren Kooperationspartnerinnen und -partnern auf ein festes Fundament gestellt werden konnte.“, sagt Joachim Lorenz, Referent für Gesundheit und Umwelt, bei der Vorstellung des Projekts im Münchner Rathaus.
Insgesamt 21 Apotheken in verschiedenen Münchner Stadtteilen nehmen an der Medikamentenhilfe teil. Sie haben sich bereit erklärt, zunächst für die Dauer eines Jahres nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel an nachweislich bedürftige Personen günstiger abzugeben. Dafür benötigen die Kundinnen und Kunden ein sogenanntes „grünes Rezept“ (oder ein Privatrezept), das der Arzt oder die Ärztin ausstellt, sowie den München-Pass. Mit beiden Dokumenten bekommen Münchnerinnen und Münchner dann in den teilnehmenden Apotheken die Arzneimittel günstiger. „Die Höhe des Rabattes ist den Apotheken überlassen“, erklärt Thomas Benkert, Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer, der mit seiner eigenen Apotheke an der Medikamentenhilfe München beteiligt ist. „In der Regel handelt es sich jedoch um eine Vergünstigung von mindestens 20 Prozent auf den Verkaufspreis der Apotheke.“ Auf den ersten Blick mag die Ersparnis beispielsweise bei einem Schnupfenspray gering erscheinen. „Für Menschen, die am Existenzminimum leben, sind aber oft schon Cent-Beträge entscheidend “, so Sybille Loew, Katholische Leiterin der ökumenischen Krisen- und Lebensberatung „Münchner Insel“. Eine Einschätzung, die auchViktor Münster, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe München und Oberbayern teilt. „Die Medikamentenhilfe München ist eine sinnvolle Ergänzung des München Passes, welcher unter anderem einen Sozialtarif im MVV und verbilligten Eintritt in städtische Angebote beinhaltet, nun auch den Einkauf vergünstigter Medikamente ermöglicht. Diese Leistungen tragen dazu bei, dass die vom Gesetzgeber gewünschte Teilhabe von wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Münchner Bürgerinnen und Bürger am Leben in der Gemeinschaft, besser umgesetzt werden kann“, argumentiert Münster.
In der Landeshauptstadt ist das Projekt von der Münchner Insel angestoßen worden. Das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) griff diese Initiative auf und konnte mit der Bayerischen Landesapothekerkammer, der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), der Wohnungslosenhilfe München und nicht zuletzt den 21 teilnehmenden Apotheken weitere Partnerinnen und Partner gewinnen. Ähnliche Konzepte gibt es auch in anderen Kommunen. „Uns Ärzten liegt viel daran, den Überblick über die Medikamente, die die Patienten einnehmen, zu behalten. Deshalb ist es sehr gut, dass bei der Münchner Medikamentenhilfe der Arztbesuch und die Ausstellung des Rezepts als Voraussetzung vorgegeben sind“, sagt der Hausarzt Dr. Oliver Abbushi von der KVB.
In einem Flyer, der unter anderem in der Stadtinformation im Münchner Rathaus (Marienplatz 8) und in Münchner Sozialeinrichtungen erhältlich ist, können sich Münchnerinnen und Münchner über die Medikamentenhilfe informieren. In dem Flyer sind auch die teilnehmenden Apotheken aufgeführt und es wird zudem ausführlich erklärt, wo und wie der München-Pass erhältlich ist.
Eine stets aktuelle Liste der teilnehmenden Apotheken sowie weitere Informationen gibt es auch unter www.muenchen.de/medikamentenhilfe.