Nach wie vor sinkt die Zahl der Apotheken in Bayern. Ein Trend, der nicht nur alarmierend ist, sondern ein aktives politisches Gegensteuern erforderlich macht. Für Patientinnen und Patienten bedeutet das weniger ortsnahe Versorgung mit Arzneimitteln, weitere Wege, längere Wartezeiten und eine wachsende Belastung des Gesundheitssystems. Anlässlich des Bayerischen Apothekertages 2025 in Regensburg fordern die Apothekerinnen und Apotheker in Bayern von der neuen Bundesregierung die schnelle Umsetzung der im Koalitionsvertrag vereinbarten finanziellen Stabilisierung – bieten aber zugleich konkrete Vorschläge zur Ausweitung des apothekerlichen Leistungskataloges.
Zum Jahresende 2014 lag die Zahl der Apotheken im Freistaat bei 3.266. Aktuell gibt es noch 2.674 öffentliche Apotheken in Bayern. Das bedeutet ein Minus von 592 Apotheken innerhalb von rund 10 Jahren. Letztmals niedriger war der Stand im Jahr 1978. Die Bevölkerung ist seitdem jedoch um mehr als 2 Mio. Menschen gewachsen1. Der Rückgang an Apotheken ist in ganz Deutschland zu verzeichnen. Die Versorgungsdichte liegt in Deutschland inzwischen deutlich unter dem europäischen Durchschnitt.
„Die neue Bundesregierung muss sich des Themas unverzüglich annehmen“, fordert Dr. Hans-Peter Hubmann, 1. Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes e.V. anlässlich der Eröffnung des Bayerischen Apothekertags am 9. Mai in Regensburg. „Die Politik hat Apotheken in den vergangenen 21 Jahren am langen Arm aushungern lassen. Denn in diesem Zeitraum wurde die gesetzlich geregelte Vergütung für rezeptpflichtige Arzneimittel nur einmal minimal angepasst. Parallel sind jedoch Personal- und Betriebskosten massiv gestiegen. Der Koalitionsvertrag sieht eine Anhebung der Vergütung vor. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, der jetzt schnell umgesetzt werden muss. Apotheken brauchen stabile und verlässliche Rahmenbedingungen, die es ihnen wirtschaftlich ermöglichen, ihrer gesetzlichen Aufgabe nachzukommen. Nämlich der ordnungsgemäßen Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln“.
Gleichzeitig können Apotheken vor Ort einen entscheidenden Beitrag leisten, den Herausforderungen im Gesundheitswesen wirksam zu begegnen. In Zeiten knapper Ressourcen muss das Potenzial der Apothekerinnen und Apotheker als hochqualifizierter akademischer Heilberuf stärker genutzt werden. Die Apothekerschaft steht bereit mit den politischen Verantwortlichen in Bund und Ländern, allen Professionen im Gesundheitswesen, den Krankenkassen und Patientinnen und Patienten über eine gemeinsame patientengerechte Gesundheitsversorgung der Zukunft ins Gespräch zu kommen.
In eine gesunde Zukunft mit der Apotheke
„Die Apotheken vor Ort sind eine unverzichtbare Instanz in der Gesundheitsversorgung in Deutschland“, betont Thomas Benkert, Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer. „Ihr staatlicher Auftrag ist die ordnungsgemäße, flächendeckende Arzneimittelversorgung der Bevölkerung. Diese Kernaufgabe kann und muss künftig auch um weitere Versorgungsleistungen ergänzt werden; der heilberufliche Charakter des Apothekerberufes muss künftig noch mehr gefördert werden. Die Apothekenteams sind hervorragend ausgebildet und verfügen über eine enorme fachliche Expertise in Gesundheitsfragen. Dieses Potential wird momentan noch zu wenig genutzt. Das Impulspapier »In eine gesunde Zukunft mit der Apotheke« der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. setzt genau an dieser Stelle an. Darin verankert sind drei Ziele: Erstens eine noch schnellere Arzneimittelversorgung durch Bürokratieabbau, konkret durch beispielsweise mehr Handlungsfreiheiten für die Vor-Ort-Apotheken insbesondere bei Lieferengpässen. Zweitens das Präventionsangebot in den Vor-Ort-Apotheken durch weitere Vorsorge- und Früherkennungsmaßnahmen, wie Screenings ausweiten. Drittens Ausbau des Unterstützungs- und Betreuungsangebotes für Patientinnen und Patienten, um somit eine noch sicherere und effizientere Arzneimitteltherapie zu gewährleisten. All dies setzt aber eine faire, leistungsbezogene Honorierung zur Stärkung und Erhalt des flächendeckenden Netzes der Vor-Ort-Apotheken voraus.“