Die Delegiertenversammlung der Bayerischen Landesapothekerkammer hat Franziska Scharpf am 4. Juni mit großer Mehrheit zur Präsidentin gewählt. Sie folgt auf Thomas Benkert, der sein Amt nach 15 Jahren niedergelegt hat. Scharpf engagiert sich besonders für die Nachwuchsförderung und eine stärkere Sichtbarkeit des Apothekerberufs. Ein weiteres Thema war das von der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. (ABDA) entworfene Positionspapier „In eine gesunde Zukunft mit der Apotheke“.
„Ich freue mich sehr über das Vertrauen meiner Kolleginnen und Kollegen – gerade in diesen für unseren Berufsstand politisch und wirtschaftlich herausfordernden Zeiten“, sagte Scharpf kurz nach der Wahl. Besonders jetzt sei der Zusammenhalt innerhalb der Apothekerschaft entscheidend: „Mein Ziel als Präsidentin der BLAK ist es, die Vor-Ort-Apotheken nicht nur als verlässliche Partner der wohnortnahen und sicheren Arzneimittelversorgung zu erhalten, sondern sie als moderne Gesundheitsdienstleister weiterzuentwickeln. Wir Apothekerinnen und Apotheker sind bereit, unsere heilberufliche Kompetenz noch stärker einzubringen und mehr Verantwortung für die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung zu übernehmen.“ Die 41-jährige Apothekerin aus Sonthofen ist seit 2018 Mitglied des BLAK-Vorstands, zuletzt als zweite Vizepräsidentin. Seit Januar 2025 vertritt sie zudem als Vizepräsidentin der Bundesapothekerkammer (BAK) die Interessen der Apothekerschaft auf Bundesebene. Bereits seit 2021 ist sie Vizepräsidentin des Verbands Freier Berufe in Bayern e. V.
Thomas Benkert, der seit 2010 Präsident der BLAK war, wurde von den Delegierten für sein langjähriges Engagement mit langanhaltenden, stehenden Ovationen gewürdigt. Als besondere Anerkennung für seinen berufspolitischen Einsatz wurde er von der Delegiertenversammlung einstimmig zum Ehrenpräsidenten der BLAK gewählt. Bereits im Mai 2025 ist er zum ersten Ehrenpräsidenten der Bundesapothekerkammer ernannt worden. Benkert prägte maßgeblich die Berufspolitik auf Landes- sowie, in seiner Funktion als Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK) von 2021 bis 2024 und als BAK-Vizepräsident von 2013 bis 2020, auf Bundesebene. Ihm lag dabei immer der Erhalt der Vor-Ort-Apotheke sowie die Ausweitung deren Aufgabenspektrum in Form der pharmazeutischen Dienstleistungen am Herzen. Zudem forcierte er die Novellierung der Approbationsordnung. Hier brachte er die verschiedenen Beteiligten an einen ‚Runden Tisch‘, um gemeinsam ein Positionspapier zu erarbeiten. Benkert bedankte sich abschließend bei Kammervorstand, den Delegierten und den Mitarbeitern der Geschäftsstelle für die langjährige gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Dr. Sonja Mayer setzt ihrer Funktion als erste Vizepräsidentin fort. Auf den vakant gewordenen Posten des zweiten Vizepräsidenten wählten die Delegierten ebenfalls mit großer Mehrheit Alexander Freiherr von Waldenfels, der bereits seit 2017 dem Vorstand angehört. „Ich bin der Überzeugung, dass wir ein gutes Team sein können“, sagt von Waldenfels kurz vor der Wahl. Er wolle Brücken bauen zwischen Traditionen und neuen Ideen. Als neues Mitglied verstärkt zudem Paul Schmitz aus Fürth das weiterhin neun-köpfige Gremium.
Hoffnung durch Koalitionsvertrag
Vor den Nachwahlen ging Thomas Benkert in seinem letzten Bericht des Vorstands auf die Eckpunkte des Koalitionsvertrages ein. Als positiv bewertet er insbesondere die dringend benötigte Erhöhung des Fixums auf 9,50 Euro, sieht aber die geplanten Sonderzuschläge auf bis zu 11 Euro für ländliche Regionen kritisch. Die „typische Landapotheke“ gibt es nicht. Daher sei es schwierig, eindeutige Kriterien festzulegen. Sinnvoller sei der Vorschlag des Deutschen Apothekerverbandes, einen Grundkostenzuschlag, der als zusätzliches Entgelt nach einer einheitlich definierten Rx-Packungszahl pro Apotheke ausgezahlt wird, einzuführen. „Grundsätzlich lässt der Koalitionsvertrag die Apothekerschaft auf eine positivere Zukunft hoffen“, so Benkert.
Außerdem gab er einen Überblick über den aktuellen Sachstand zur elektronischen Patientenakte (ePA) und zum E-Rezept. Die Apotheken sind auf die Einführung der ePA vorbereitet: „Genau wie wir E-Rezept-ready waren sind wir in den Apotheken ePA-ready“, konstatierte Benkert. Mit einer Einlösequote von 92 Prozent sei das E-Rezept eine Erfolgsstory, auch wenn der Start des elektronischen T-Rezepts vorerst verschoben ist.
Erfolgreiche Umstrukturierung des Notdienstes
Alexander von Waldenfels dankte den Delegierten, stellvertretend für alle Kollegen in Bayern, für die hervorragende Unterstützung bei der Umsetzung der Notdienstreform zu Jahresbeginn 2025. Der Systemwechsel auf die algorithmen-basierte Berechnung ist erfolgreich verlaufen. Er verwies außerdem auf den neu geschaffenen Notdienst-Newsletter, der aktuelle Informationen zu Notdienst und Dienstbereitschaft enthält. Von Waldenfels ermunterte zudem die Delegierten, konstruktive Kritik und Anregungen an die Notdienstabteilung der Geschäftsstelle zu melden. Dadurch kann das System fortlaufend verbessert werden. So werden die Entfernungsangaben nun straßengebunden und nicht mehr als Luftlinie angegeben. Zudem stehen Outlook-Kalendereinträge mit den Notdienstterminen der jeweiligen Apotheke zum Download bereit. Auch ein Umfrage-Modul im Falle von Apothekenschließungen wurde eingerichtet.
Für 2026 sollen unter anderem größere Erholungspausen zwischen den einzelnen Notdiensten der jeweiligen Apotheke, der 24. und 31.12. bei der Feiertagsgerechtigkeit, die gesonderte Verteilung von Samstagen und Sonntagen sowie grundsätzlich eine gleichmäßigere Verteilung auf alle Wochentage berücksichtigt werden. Zudem soll eine genauere Überprüfung der Randgebiete von Großstädten und mittelgroßen Städten erfolgen, um mögliche Überschneidungen von Notdiensten innerhalb weniger Kilometer zu vermeiden.
Darüber hinaus gab es den Wunsch zur besseren telefonischen Erreichbarkeit des ärztlichen Bereitschaftsdiensts im Notdienst. Dazu steht im geschützten Mitgliederbereich der BLAK-Homepage unter www.blak.de/notdienst eine Liste der Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) mit internen Telefonnummern zur Verfügung.
Apotheke der Zukunft und Bayerische Nachwuchskampagne
Franziska Scharpf stellte das Positionspapier „In eine gesunde Zukunft mit der Apotheke“ der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. der Delegiertenversammlung vor. Drei konkrete Ziele verfolgt das Papier:
- Schnellere Arzneimittelversorgung für Patienten – Kompetenz statt Bürokratie
- Prävention und Früherkennung direkt vor Ort
- Gezielte Unterstützung für eine effektive Arzneimitteltherapie
Das heilberufliche Potential der Apotheker als Arzneimittelexperten kann und sollte stärker genutzt werden, indem die Kernaufgabe der Arzneimittelversorgung durch weitere Versorgungsleistungen ergänzt und ausgeweitet wird. Und dies alles ausgerichtet auf den Patientenbedarf. „Die Apotheken vor Ort können einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung und zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung leisten. Doch dafür braucht es politischen Willen und eine enge und konstruktive Zusammenarbeit aller Professionen im Gesundheitswesen sowie wirtschaftlich gestärkte Apotheken“, erläutert Scharpf und fordert zum Mitdenken, Mitgestalten und mutig sein auf.
All dies ist jedoch nur mit ausreichendem Nachwuchs möglich. Scharpf leitet ihre Präsentation mit einer Videobotschaft von Judith Gerlach, bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention, ein, die darin die Wichtigkeit der Nachwuchsarbeit betont, und stellte die bayerische Kampagne zur Nachwuchsgewinnung „Du machst Bayern Gesund“ vor. Erste Rückmeldungen von sowohl Studierenden als auch Delegierten waren überaus positiv.
Kampagnenseite "Du machst Bayern Gesund"
Beschlüsse und Ehrungen
Das erfolgreiche Konzept der „Bayerischen Ausbildungsapotheken“ soll nun auch auf die Krankenhausapotheken übertragen werden. So lautet die Empfehlung der Arbeitsgruppe Ausbildungsapotheke, vorgestellt durch Dr. Sonja Mayer, an die Delegiertenversammlung. Die Idee der Ausbildungsapotheken ist es, klar definierte Kriterien an Qualität und Struktur im Praktischen Jahr zu erfüllen, um eine bestmögliche Ausbildungsqualität für Pharmazeuten im Praktikum zu gewährleisten. Und dies auch über ein entsprechendes Zertifikat nach außen zu zeigen. Die Delegiertenversammlung beschließt einstimmig das Konzept „Bayerische Ausbildungsapotheke“ ab sofort auch für Krankenhausapotheken zu öffnen.
Stefan Burgstaller stellte zudem an die Kammer einen Prüfantrag inwieweit eine aktive Beteiligung am Konzept der Gesundheitsregionplus möglich ist. Mit dem Konzept soll, laut bayerischer Staatsregierung, die Prävention und pflegerische Versorgung durch regionale Netzwerke verbessert werden. Die Delegiertenversammlung stimmte dem Antrag zu.
Christian Bauer und Dr. Andreas Wiegand erhielten für ihre Verdienste um die Apothekerschaft die „Ehrennadel der bayerischen Apotheker“. Der langjährige Pharmazierat Christian Bauer förderte als Sprecher der deutschen Pharmazieräte den Dialog zwischen den verschiedenen Akteuren des Gesundheitswesens und trug maßgeblich zur Implementierung des bayerischen Qualitätsmanagementsystems bei. Der ehemalige Geschäftsführer von APOTHEKER HELFEN e. V., Dr. Wiegand, machte die globale pharmazeutische Entwicklungshilfe zu seiner zentralen Aufgabe und trug damit zu einem sicheren und bezahlbaren Zugang zu Arzneimitteln in der Bevölkerung in Entwicklungsländern bei.
Jahresrechnung 2024 und Haushaltsplan 2025
BLAK-Geschäftsführerin Kathrin Koller informierte in der Delegiertenversammlung zudem ausführlich über die Jahresrechnung 2024 und den Haushaltsplan 2025. Die Delegiertenversammlung stimmte sowohl der Jahresrechnung 2024 als auch dem Haushaltsplan 2025 zu. Nach dem Bericht der Kassenprüfer wurde auch der Vorstand entlastet.